Wandern auf Sardinien – in beeindruckender und unberührter Natur
Eine Wohnmobilrundreise in Verbindung mit einem Wanderurlaub auf Sardinien ist eine der besten Ideen, die du haben kannst: Du erlebst traumhafte, weitgehend unberührte Natur, beeindruckende Landschaften, geniale Weitblicke von hohen Bergen, atemberaubende Steilküsten, sagenhafte Schluchten und wunderschöne Hochebenen. Sardinien hat schier endlos viele Wanderwege, auf denen du stunden- und wenn du willst, auch tagelang unterwegs sein kannst.
Dazu eine enorme Vielfalt für jedes Können und jede Vorliebe: Für Gelegenheitswanderer gibt es kurze und lange Spaziergänge durch ausgedehnte, parkähnliche Anlagen. Wer häufiger zuhause oder im Urlaub wandert, findet speziell im Inselinneren ein wahres Eldorado an Trekkinggebieten (die sich übrigens häufig auch gut zum Mountainbiken eignen). Sportskanonen finden auf Sardinien aber auch die ultimative Herausforderung für Aktivurlauber: nichts weniger als den schwersten Trek Italiens.
Sardiniens bergige Wildnis hat zudem noch eine herausragende Eigenschaft: Sie ist wirklich einsam. Es kann sein, dass du auf manchem Trek selbst in der Haupt-Wandersaison keine Menschenseele triffst. Bedeutet in vielen Fällen aber auch: kein Handyempfang, kein Kiosk, kein Unterschlupf, rein gar nichts auf dem Weg. Proviant für deine Wandertour musst du dir fast immer vorher organisieren und selbst tragen – dazu gehört auch ein ausreichender Wasservorrat, speziell in wärmeren Monaten.
Grundsätzlich ist Wandern auf Sardinien deutlich „rustikaler“ und naturbelassener, als man es vielleicht von anderen Wandergebieten (z. B. in den Alpen oder aus deutschen Wäldern) kennt: Offizielle Wanderwege sind zwar ganz gut mit Holzschildern, einer Tafel eingangs des Weges und rot-weißen Markierungen auf Steinen gekennzeichnet. Speziell die neueren. Ältere Wege oder solche in weniger frequentierten Regionen sind nur sporadisch gepflegt und beschildert, oder die Wegweiser sind unleserlich, so dass man auf Steinmännchen und andere in die Natur gesetzte Zeichen von Wanderern oder gar seinem Instinkt vertrauen muss.
Es gibt auch viele inoffizielle Wege (z. B. alte Hirten- oder Köhlerpfade oder Forstwege), auf denen man prima wandern kann, die aber keine offiziellen Wanderwege sind. Und immer wieder solche, die sich mit den Jahreszeiten und dem Wetter verändern. Oft gibt es keine Zustandskontrolle, oder diese wird von Privatpersonen oder Vereinen organisiert – eine flächendeckende, organisierte Instandhaltung aller Wege ist schier unmöglich.
Das kann man insgesamt aber positiv werten: Grundsätzlich ist es ein Zeichen dafür, wie unberührt Sardinien an vielen Stellen immer noch ist und wie sehr die Natur noch sie selbst sein darf. Insofern ist vor allem ein respektvoller und vorsichtiger Umgang mit der fragilen Natur gefragt: Denn Mülleimer gibt es so gut wie nie – die Verantwortung liegt beim Wanderer, den eigenen Müll wieder mitzunehmen und im nächsten Ort zu entsorgen.
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Wander-Highlights in Sardiniens Bergen
Monte Limbara: gut gekennzeichnetes Wegenetz zwischen Wald und Granit
Vom Monte Limbara (oder richtiger: von der Gebirgskette Monti del Limbara, denn es sind gleich mehrere Gipfel) überblickt man in vollkommener Ruhe die sanfte Schönheit Nordsardiniens, der Gallura. Auf sechs gut markierten Trekkingpfaden kann man ihn in seiner ganzen Natürlichkeit entdecken. Sie reichen von gemütlich bis anstrengend, führen teils auf evidenten Wegen, teils durch Wälder, teils durch Felslandschaften. Hier und da sind auch Kletterabschnitte quer durch die tollen Granitfelsen eingearbeitet.
Alle Pfade versprechen tolle Stunden auf den Hängen des Massivs. Ein fünf Kilometer langer Pfad führt zum Beispiel in normaler Schwierigkeit vom Parkplatz Valliciola vorbei an der kleinen Kirche Madonna della Neve bis hinauf zu den höchsten Gipfeln Punta Sa Berritta (1362 m), Punta Balistreri (1359 m) und Punta Bandiera (1345 m). Man kommt sogar mit dem Auto bis ganz nach oben, kurz vor den Gipfel und kann dann dort zwischen den Granitmassiven nach Herzenslust herumlaufen und -klettern. Wunderbare Ausblicke inklusive. Parkplätze sind eingerichtet und fast alle Wege beginnen an der hinaufführenden Asphaltstraße (die auf einigen Pfaden auch als schneller Rückweg dienen kann).
Supramonte: nicht zu unterschätzendes, einsames und anspruchsvolles Gelände
Eigentlich ist der Supramonte nur ein halbhohes Mittelgebirge, zwischen 700 und 1400 Metern hoch. Er hat tolle Landschaften mit niedrigem Bewuchs und ist an schönen Tagen sehr einladend. Vermutlich genau deshalb wird er häufig unterschätzt. Jährlich gehen Touristen schon auf den vermeintlich einfachen Wanderungen verloren. Der Supramonte ist in fünf Gebiete gegliedert, die jeweils zu einem Gemeindegebiet gehören (von dort aus startet man auch seine Touren oder sucht sich einen ortskundigen Guide): Oliena, Dorgali, Orgosolo, Urzulei und Baunei.
Daneben gibt es den sogenannten Supramonte marino, der die Abschnitte am Meer zusammenfasst. Am Golfo di Orosei existieren Wanderungen zu einigen der schönsten Buchten des Mittelmeers, z. B. zur Cala Luna, Cala Mariolu oder Cala Goloritzè (teilweise mit hohen Schwierigkeiten). Die höchsten Gipfel, auf die sehr schöne Trekkingpfade führen sind der Monte Corrasi (1463 m) und die Punta Sos Nidos (1348 m) im Supramonte di Oliena sowie die Punta Sa Pruna (1391 m), der Monte Fumai (1316 m) und der Monte Novo San Giovanni (1316 m) im Supramonte di Orgosolo. Eine der spektakulärsten Wanderungen Sardiniens führt im Supramonte di Urzulei zur und durch die Felsschlucht Gola Su Gorropu mit bis zu 350 Meter hohen Wänden.
Im Supramonte ist auch der schwerste Trek Italiens angesiedelt: der Selvaggio Blu. Ein mehrtägiger Trek auf sieben Etappen, mit beachtlichen Kletterelementen und Höhenunterschieden sowie mehreren Übernachtungen im Freien. Der Clou (der ihn auch zum vielleicht schönsten Trek Italiens, aber mindestens Sardiniens macht): Die Route führt küstennah, in teils schwindelerregenden Höhen. Fast immer ist ein Ausblick auf das sagenhafte Meer dein Begleiter, und die schönsten Buchten des Mittelmeers sind die Proviantdepots. Der Trek muss vorher gut organisiert werden - auf Sardinien gibt es eine gute Handvoll ausgebildeter Guides (Auskunft gibt die Gemeinde Baunei). Einzelne, ausgewählte Etappen lassen sich auch als Tagestouren für Fortgeschrittene gehen.
Gennargentu: der friedliche Gigant im Inselinneren
Die höchsten Gipfel Sardiniens erheben sich auf über 1800 Meter: der Bruncu Spina (1829 m) und die Punta La Marmora (1834 m). Wer von Fonni anreist (dem höchst gelegenen Ort Sardiniens) bemerkt die Höhe zunächst nicht. Die Wandergebiete an den Nordhängen sind sehr weitläufig, aber übersichtlich und für so hohe Berge technisch nicht besonders anspruchsvoll. Die meisten Touren erfordern eigentlich nur Ausdauer und Trittsicherheit. Die Wege hinauf sind evident und klar ersichtlich, regelmäßig beschriftet und gekennzeichnet.
Eine Schwierigkeit ist allerdings, dass die Hänge hier quasi baumlos sind, was Wanderungen etwas unberechenbar macht: Es gibt keinen echten Schutz vor Wetter. Und zwischen sonnigen und nebligen Abschnitten liegt manchmal nur eine halbe Stunde; Wolken, die wie aus dem Nichts kommen und an den Gipfeln hängen bleiben, sind keine Seltenheit. Im Herbst pfeift der Wind zuweilen ungebremst und kalt über die Landschaft. Im Winter sind die Gipfel schneebedeckt und die hinführenden Wege nicht mehr sichtbar. Im Frühling wird aus Schnee bei den ersten Sonnenstrahlen schnell Schmelzwasser, und wie bei Regen sind die Wege dann rutschig. Und im Sommer ist der mehrstündige Aufstieg bei voller Sonne und Hitze nicht angeraten.
In seinen Wäldern, speziell an seinen Südhängen ist der Gennargentu um einiges ruhiger und schattiger, aber auch mal unübersichtlich. Die meisten Wege sind zwar auch hier evidente Forstwege, so dass man sich – im Gegensatz zum Supramonte – schwer verlaufen kann. Dringt man aber tiefer ins Dickicht (z. B. bei Seui oder Seulo), werden auch die Wege enger und wieder naturbelassener. Eine Reihe von Wasserläufen und Wasserfällen wiederum machen den südlichen Gennargentu zu einem der schönsten Wandergebiete im Frühling.
Sarrabus: abgelegene Heimat von Mufflons und Hirschen
Das Gebirge, oder vielmehr die weite Hochebene im Südosten Sardiniens ist vielen unbekannt, und es liegt tatsächlich auch etwas „ab vom Schuss“. Der Sarrabus ist auch nicht so hoch: nur rund 1000 Meter haben die höchsten Gipfel Monte Serpeddi, Punta Sa Ceraxa und Monte Genis. Der Sarrabus beherbergt einen der größten Naturparks der Insel: mit knapp 60.000 Hektar bietet der „Parco regionale dei Sette Fratelli - Monte Genis“ ein abwechslungsreiches und gut erschlossenes Wandergebiet mit Pfaden aller Couleur, von naturbelassenen und einsamen Treks bis zu breiten Forstwegen, einige im Schatten, andere durch offenes Gelände.
Dem Monte dei Sette Fratelli (die „sieben Brüder“ sind die sieben Gipfel) nähert man sich von Cagliari über die alte SS 125 via Burcei, oder von der Costa Rei via Castiadas. Auf und um den Monte Genis (auch erreichbar von Norden via Villasalto und San Nicolo Gerrei) sind viele Wege unmarkiert und auf unbefestigtem Terrain, darum auch unterschiedlich gut erkennbar, so dass man für die Wanderungen hier besser einen Guide bemüht. Dafür ist das Panorama vom Gipfel über ganz Südsardinien schlicht atemberaubend.
Grundsätzlich gibt es im Sarrabus sehr wenig Tourismus, selbst von den vielen Aktivurlaubern auf Sardinien nehmen nur wenige den weiten Weg in dieses naturbelassene Gebiet auf sich. Das sorgt aber auch dafür, dass in diesem Gebirge Sardiniens heimische Tierwelt ein ungestörtes Zuhause gefunden hat: das seltene Mufflon und der Cervo sardo (sardischer Hirsch, ein kleinerer Verwandter des Rothirsches) leben hier ungestört in den schier endlosen Wäldern und tollen Felslandschaften aus Granit.
Fragen und Antworten zum Wandern
- Wo kann ich auf Sardinien am besten wandern?
- Brauche ich auf Sardinien Wanderschuhe?
- Was ist der Unterschied zwischen einem Spaziergang, einer Wanderung und einem Trekking?
- Was ist der Unterschied zwischen Wanderstöcken und Trekkingstöcken?
- Gibt es Touren mit Übernachtungen?
- Welche Schwierigkeitsgrade gibt es auf Wanderungen und beim Trekking?
- Auf welchen Wanderrouten habe ich schöne Sehenswürdigkeiten?
- Wann ist die beste Reisezeit für einen Wanderurlaub auf Sardinien?
- Gibt es auf Sardinien geführte Wanderungen?
- Sollte ich ein GPS-Gerät dabeihaben?
- Welche Ausrüstung brauche ich zum Wandern?
- Sind Wanderungen auf Sardinien gefährlich?
- Kann ich auf Sardinien Höhlen besichtigen?
- Wo kann man auf Sardinien mit Kindern wandern?
- Auf was sollte ich beim Wandern achten?
- Welche Fernwanderwege gibt es auf Sardinien?
- Wo finde ich schöne Tagestouren?
- Brauche ich einen Wanderführer?
- Gibt es schöne Wanderrouten am Strand?
- Welche Wanderrouten gibt es an der Ostküste, Südküste und Westküste von Sardinien?
- Wo kann ich gut im Norden von Sardinien wandern?
Wo kann ich auf Sardinien am besten wandern?
Sardinien ist unglaublich groß und quasi hinter jedem Hügel und auf jedem Berg befindet sich irgendein Wandergebiet. Wo genau es „am besten“ ist, ist auch davon abhängig, wie aktiv du bist, in welcher körperlichen Verfassung du dich befindest und welche Erfahrung du hast. Sardinien hat für jedes Können etwas zu bieten. Insofern hängt das „beste“ Wandergebiet am meisten von deinem Können ab. Und vielleicht davon, ob du lieber Berg oder Ebenen magst. Als Einsteiger-Wandergebiete gelten der Parco Tepilora bei Posada, das Valle Lanaitto im Supramonte di Oliena oder der Monte Limbara bei Tempio – alle mit einem schönen Netz befestigter Wege.
Brauche ich auf Sardinien Wanderschuhe?
Unbedingt. Festes, gut passendes und vor allem geschlossenes Schuhwerk mit einer guten Sohle, die auch auf variablem Terrain gut greift, gehört ins Wanderer-Gepäck. Sinnvoll ist atmungsaktives Material, da es in den Haupt-Wandermonaten bereits sehr warm ist. Ein hoher Schaft ist sinnvoll, um dem Fuß Halt zu geben, falls man auf Geröll ausrutscht, und Verletzungen am Gelenk zu vermeiden. Auf ganz leichten und kurzen Wanderungen reichen hier und da auch Stoffturnschuhe. Wanderstiefel braucht man nur in anspruchsvollen Gebieten und im Winter in höheren Lagen. Trekkingsandalen sind eher ungeeignet, die eignen sich allerhöchstens für urbanes Trekking oder Wanderungen in parkähnlichen oder archälogischen Stätten (z. B. Romanzesu bei Bitte, Noddule bei Nuoro, Bosco di Selene bei Osini).
Was ist der Unterschied zwischen einem Spaziergang, einer Wanderung und einem Trekking?
Spaziergänge sind einfache Ausgänge zu Fuß, in Alltagskleidung und ohne Schwierigkeiten. Eine Wanderung beginnt dann, wenn es sportliche Elemente beinhaltet (man z. B. schneller und rhythmischer geht und atmet), es ein paar Stunden dauert und grundsätzlich Ausrüstung angeraten ist (z. B. festes Schuhwerk, Funktionskleidung), weil der Untergrund vielleicht uneben ist oder man ins Schwitzen gerät. Wandern wird oft auch „Hiking“ genannt, das ist identisch. Beim Trekking brauchst du generell gute Kondition, Orientierungsvermögen in freier Natur, Ortskenntnis (oder einen Guide), Proviant und in vielen Fällen auf die Tour abgestimmte Ausrüstung (z. B. Gurte und Seile für Kletterabschnitte, zum Terrain passende Schuhe, Ersatzkleidung, ggf. Zelt und Schlafsack zur Übernachtung).
Was ist der Unterschied zwischen Wanderstöcken und Trekkingstöcken?
Da Trekking da anfängt wo Wandern aufhört, gibt es zwischen Wanderstöcken und Trekkingstöcken keinen Unterschied. Stöcke die du für eine Wanderung oder Trekking benutzt haben eine große Schlaufe am Handgriff, die lediglich dazu dient, dass du die Stöcke nicht verlierst. Wanderstöcke und Trekkingstöcke erleichtern den Aufstieg und den Abstieg und sollten bei einer längeren Tour im Gelände nicht fehlen. Es gibt natürlich verschiedene Modelle, welche sich in Material, Gewicht und Maßen unterscheiden. Bist du lediglich auf einfachen Wanderwegen für eine gemütliche Wanderung unterwegs, brauchst du keine Stöcke.
Gibt es Touren mit Übernachtungen?
Mehrtägige Wanderungen mit Übernachtung im Freien oder in Schäferhütten (Cuiles, Pinnettas) werden häufig von lokalen Guides organisiert, speziell im Supramonte. In bestimmten Gebieten (z. B. im Supramonte di Baunei) sind Übernachtungen aber nur an bestimmten Biwakplätzen erlaubt oder gar nicht (wie zum Beispiel in quasi allen Buchten des Supramonte, dort gibt es auch Kontrollen). Grundsätzlich empfiehlt sich, mehrtägige Wanderungen mit einem lokalen Guide zu machen.
Welche Schwierigkeitsgrade gibt es auf Wanderungen und beim Trekking?
In Italien und damit auch auf Sardinien sind die offiziellen Trekkingpfade wie folgt kategorisiert:
T = Turistico: Leichte Wanderungen auf klar erkennbaren und gekennzeichneten Wegen.
E = Escursionistico: Normale Treks mit leichten Schwierigkeiten und Höhenunterschieden, auf Wegen in variierendem Gelände und Untergrund, nicht immer gekennzeichnet.
EE = Escursionisti Esperti: Anspruchsvolle Treks für erfahrene Wanderer, im bergigen, auch pfadlosen und unebenen Gelände, an Abhängen und Geröllfeldern, ggf. mit Kletterstellen; signifikante Weglängen und/oder Höhenunterschiede.
EEA = Escursionisti Esperti con Attrezzatura Alpinistica: Sportliches Trekking in pfadlosem, unwegsamem und unmarkiertem Gelände, mit Klettersteigen und Abschnitten, für die Ausrüstung (Seile, Klettergurt, Helm etc) und eine Ausbildung oder Anleitung benötigt wird. (Quelle: CAI, Club Alpino Italiano)
Auf welchen Wanderrouten habe ich schöne Sehenswürdigkeiten?
Wanderungen mit spannenden Sehenswürdigkeiten befinden sich vor allem an der Südwestküste Sardiniens, denn hier triffst du immer wieder auf Ruinen aus der Bergbauvergangenheit der Insel. Ein besonders schöner Trek führt z. B. entlang der Küste von Nebida nach Masua (Sentiero dei 5 faraglioni, mit fünf Felsen im Meer entlang des Pfades). Eine weitere Wanderung beginnt an der stillgelegten Mine Galleria Henry (heute Museum) in Buggeru, führt über ein verlassenes Arbeiterdorf bis zur wunderschönen Cala Domestica, und wenn man möchte auch noch viele Kilometer weiter ins Landesinnere.
Wer viel sehen will, für den ist „Urbanes Trekking“ in Sardiniens Städten eine gute Alternative, z. B. in Alghero, um die schöne katalanisch geprägte Altstadt zu erkunden, oder in Cagliari, wo man Sehenswürdigkeiten in sportlichen Touren miteinander verbindet, und vom historischen Zentrum durch urbane Stadtviertel bis zum Poetto oder auf den Hausberg Sella del Diavolo wandert. Aber auch in kleineren Dörfern, wie z. B. Mamoiada, wo man mit Einheimischen erst durchs Dorf streift, dann zu einem Weingut zu einer Degustation wandert und so gleichzeitig die kulturellen Schätze und kulinarischen Spezialitäten erlebt.
Wann ist die beste Reisezeit für einen Wanderurlaub auf Sardinien?
Die beste Zeit für einen Wanderurlaub auf Sardinien ist im Frühling (März, April, Mai): Auf der Insel herrschen angenehme Temperaturen, die Natur lebt, es grünt und blüht, die Flüsse führen Wasser und auch die Quellen sind aktiv. Im Spätherbst (Oktober, November, Dezember) sind Wanderungen wundervoll, allerdings ist die Natur vom Sommer noch lang ausgedörrt. Regnet es im Herbst, führt dies häufiger zu Erdrutschen und ausgewaschenen Wegen und Pfaden (da wird aus einem einfachen Pfad plötzlich ein unerwartet anspruchsvoller).
Im Sommer (Juni bis September) ist es für viele Touren bereits zu warm: Von Wanderungen ab 30 Grad aufwärts und bei voller Sonne wird abgeraten. Kopfbedeckungen helfen in den Randmonaten, und im Inselinneren gibt es Waldgebiete, in denen man im Schatten wandern kann. Die Hitze hält sich im Juli / August allerdings oft bis spät abends, ausreichend Wasservorrat ist enorm wichtig. Einige Guides bieten im Sommer auch Wanderungen am Abend und in der Nacht an. Bei Trekking im Winter ist wiederum mit Kälte, Stürmen und in höheren Lagen auch mit Schnee zu rechnen – dann sind naturbelassene Wege oft nicht mehr sichtbar. Mit einem ortskundigen Guide kann man aber auch dem begegnen. Außerdem gibt es viele Gebiete, die von breiten Forstwegen durchzogen sind, die auch im Winter noch gut erkennbar sind. An sonnigen und schönen Tagen gehören Winter-Wanderungen aber zu den wirklich einmaligen Urlaubs-Erlebnissen.
Gibt es auf Sardinien geführte Wanderungen?
Ja, in quasi jedem Ort gibt es einheimische Guides, die dir mit einer Exkursion die Umgebung und die Natur ihrer Heimat zeigen. Sprache ist aber naturgemäß primär Italienisch, und Englisch. Aber auch Zugewanderte oder Agenturen bieten geführte Wanderungen jeden Schwierigkeitsgrades und in Fremdsprachen an. In den Pro Locos und Touristeninformationen hält man Listen mit zertifizierten Guides bereit. Der Italienische Verband Aigea, der Guides ausbildet, hat eine Online-Suche: www.aigae.org/cerca-guide/
Sollte ich ein GPS-Gerät dabeihaben?
Grundsätzlich eine gute Idee, vor allem wenn du dich auf Touren anhand eines Wanderführers oder Tourenbeschreibung mit GPS-Daten vorbereitest. Allerdings gibt es nicht für jedes Gebiet und jede Wanderung GPS-Daten, und viele Wanderungen sind auch ohne GPS-Gerät machbar. Außerdem ändert es nichts daran, dass manche Wege vor Ort schwer zu erkennen sind, und durch Wetterereignisse anders sein können als beschrieben. Insofern sind eine analoge Karte, gutes Orientierungsvermögen in freier Natur und topografische Kenntnisse häufig die besseren Begleiter. In bestimmten Gebieten (z. B. dem Supramonte di Orgosolo) ist ein einheimischer, ortskundiger Guide, der das weitläufige und teils unerschlossene und unübersichtliche Gebiet gut kennt, sogar den GPS-Daten vorzuziehen.
Welche Ausrüstung brauche ich zum Wandern?
Das hängt zu einem großen Teil von dem Trekkingpfad und dem Gebiet ab. Für die einfachen Treks (T, E) reichen: feste Schuhe, ein kleiner Tagesrucksack mit Wasser und Proviant, leichte Trekkinghose (lange Beine wegen der oft piekenden Vegetation), Kopfbedeckung (an sonnigen, wolkenlosen Tagen). Für anspruchsvollere Treks sind Funktionskleidung und Wanderschuhe mit denen du auch auf rutschigem, wechselnden oder unebenen Terrain Halt hast, sinnvoll. Auf anspruchsvollen Wegen mit Kletter- oder Abseilelementen brauchst du unter Umständen Hüftgurt, Helm, Seile, Handschuhe – wobei man solche Wanderungen häufig mit Guides macht, die eine entsprechende Ausrüstung zum Leihen mitbringen. Kleidung zum Wechseln ist gerade bei langen Wanderungen in der Nebensaison und/oder mit Wechsel zwischen Sonne und Schatten empfohlen.
Sind Wanderungen auf Sardinien gefährlich?
Wenn du das Wandergebiet deinem Können und deiner Kondition entsprechend auswählst und dich auf die Wanderung gut vorbereitest, ist Wandern auf Sardinien unproblematisch. Gefährlich wird es erst, wenn man das Gebiet unterschätzt oder nicht auf Grenzsituationen (z. B. freilaufende Tiere, einbrechende Dunkelheit, aufziehende Schlechtwetterfronten) vorbereitet ist oder Panik entwickelt (z. B. weil man vom Weg abgekommen ist und den Rückweg nicht mehr findet). Oder man kommt irgendwo, wo man noch locker hinauf kam, nicht mehr hinunter. Kritisch auch, wenn man allein in einem Gebiet unterwegs ist, das man nicht kennt. Schätzt man seine eigenen Kräfte und Kenntnisse falsch ein, kann auch ein vermeintlich einfacher Pfad gefährlich werden.
Kann ich auf Sardinien Höhlen besichtigen?
Sardinien hat mehrere Grotten im Gestein seiner Berge. Viele davon sind allerdings nur mit Guide auffindbar und zugänglich. Andere sind als Sehenswürdigkeiten von Öffnungszeiten abhängig. Im Rahmen einer Wanderung kannst du zum Beispiel bei Fluminimaggiore vom Tempel von Antas bis zur riesigen Grotte Su Mannau wandern und lernst sowohl erd- als auch zeitgeschichtlich ein interessantes Stück Sardinien kennen. Im Valle di Lannaitto im Supramonte gibt es die Höhlen Sa Oche e Su Bentu zu besichtigen. Aus diesem Tal erreichst du auch die ehemalige Nuraghensiedlung Tiscali in einer teilweise eingestürzten Grotte, nach einem Aufstieg auf den über 500 Meter hohen Monta Tiscali. Ein eher unbekanntes Höhlengebiet findet sich in der vulkanischen Umgebung von Sedini – hier benötigst du einen lokalen Guide. Einige Höhlen auf Sardinien führen Wasser: Ausrüstung und Guide erforderlich.
Wo kann man auf Sardinien mit Kindern wandern?
Relativ einfache Wanderungen gibt es z. B. im Parco Tepilora bei Posada oder am Montalbo bei Siniscola. Mit Kindern kann man wunderbar in einem der Wildparks der Insel laufen, z. B. Donnortei bei Fonni, Parco Conte bei Alghero oder Monte die Sette Fratelli im Sarrabus, wo man Damwild und mit etwas Glück sogar die seltenen Mufflons und den sardischen Rothirschen sehen kann. Sehr schön ist mit Kindern auch ein Ausflug und eine Wanderung auf der Giara di Gesturi. Auf der Hochebene gibt es viel zu entdecken: freilaufende Wildpferde, Kühe, Ziegen und Schafe. Dazu Nuraghen, Hirtenhütten und im Frühling eine tolle Landschaft mit flachen Seen und blühender Vegetation. In der Nähe ist der Nuraghe Su Nuraxi, das Weltkulturerbe. Abwechslung ist garantiert.
Auf was sollte ich beim Wandern achten?
Nimm auf jeden Fall genug Wasser mit: Sardinien ist nicht mit vielen Wasserquellen am Wegesrand gesegnet und in den regenarmen Monaten sind sie nicht aktiv. Ansonsten rechne damit, dass dir freilaufende Tiere begegnen, zum Beispiel Ziegen, Wildschweine, aber auch Hütehunde. Achte auch darauf, wann die Sonne untergeht (das ist speziell in der Nebensaison früher als man denkt), und plane ausreichend Zeit für den Rückweg ein. Auch wenn du in vielen abgelegenen Gebieten keinen Handyempfang hast, sorge dafür, dass dein Telefon aufgeladen ist, so dass du im Notfall via GPS-Signal gefunden werden kannst.
Welche Fernwanderwege gibt es auf Sardinien?
Die europäischen Fernwanderwege führen leider nicht durch Sardinien. Dennoch gibt es auf der Insel ein paar tolle Fernwanderungen: Der Cammino di Santu Jacu auf Sardinien führt zum Jakobsweg auf dem spanischen Festland (das mit der Fähre ab Porto Torres erreicht wird) und ist in mehrere Wanderwege, die gleichzeitig Pilgerpfade sind, eingeteilt – die Gesamtlänge aller möglichen Etappen ist 1250 Kilometer. Der Cammino 100 torri führt entlang der spanischen Wehrtürme an der Küste Sardiniens einmal rund um die Insel, auf 1280 Kilometern. Die Sardinien-Etappen des Sentiero Italia (insgesamt 7.000 Kilometer durch ganz Italien) führen von Santa Teresa Gallura im Norden über die Monti del Limbara, dann durch die Osthälfte der Insel mit dem Supramonte und dem Gennargentu und enden im Sarrabus im Südosten.
Wo finde ich schöne Tagestouren?
Quasi in jedem Wandergebiet. Einer der schönsten Tagesausflüge auf Sardinien ist mit Sicherheit die Tour in die spektakuläre Schlucht Gola Su Gorropu im Supramonte (zu erreichen über einen einfachen Wanderpfad ab dem Valle Oddoene hinter Dorgali, ein etwas schwieriger Trek beginnt ab dem Pass Genna Silana). In der Schlucht selbst gibt es drei gekennzeichnete Schwierigkeitsstufen, im letzten Abschnitt wird Kletterausrüstung benötigt. Mehrere wundervolle Tagestouren finden sich auch bei Villacidro im Westen der Insel – dort warten mehrere Wasserfälle auf deinen Besuch (fast alle Wasserfälle auf Sardinien sind saisonal und von Regenfällen abhängig, die Chance auf viel Wasser ist im Frühjahr am höchsten).
Brauche ich einen Wanderführer?
Als Einsteiger und wenn du noch niemals auf Sardinien wandern warst, ist ein Wanderführer – mindestens als Buch, besser noch in Person – sehr hilfreich. Beliebt und fundiert ist der „Rother Wanderführer Sardinien, in der bereits 10. Auflage von 2019 mit inselweit 70 leichten, mittelschweren und anspruchsvollen Touren, von Strandspaziergängen bis zu Gipfelbesteigungen. Eine sehr gute und offizielle Quelle der Region Sardinien ist die Webseite www.sardegnasentieri.it – zwar nur in italienischer Sprache, dafür mit interaktiven Karten und für einige Gebiete auch topografischen Karten zum Download.
Gibt es schöne Wanderrouten am Strand?
Ja, es gibt unheimlich viele Küstenwanderungen, von denen einige auch über längere Strandabschnitte führen, z. B. im Südwesten vom Strand Piscinas durch die dortige Dünenlandschaft oder vom Strand Scivu bis zum Capo Pecora (weil unmarkiert und einsam mit Guide empfohlen). Eine einfache Küstenwanderung gibt es auch an der berühmten Costa Smeralda im Nordosten, vom Grande Pevero bis nach Romazzino (auch als „Health Trail“ nutzbar mit einigen Sportgeräten mitten in der Landschaft). In Cagliari ist eine Wanderung am acht Kilometer langen Strand Poetto möglich, und durch den Park Molentargius Saline, in dem eine Flamingo-Kolonie lebt. Eine sehr schöne Strandwanderung startet auch an der nördlichen Costa Rei und führt über das Capo Ferrato bis zur Baia delle Anfore. Im Sommer sind Strände natürlich sehr voll und das Klima heiß, so dass sich hier die Abend- oder Morgenstunden anbieten. Trotz Wassernähe zur Abkühlung Kopfbedeckung und Sonnenschutz nicht vergessen.
Welche Wanderrouten gibt es an der Ostküste, Südküste und Westküste von Sardinien?
Ostküste: Da die Ostküste in der nördlichen Hälfte stark besiedelt ist, finden sich die meisten Wanderrouten etwa ab der Mitte, zum Beispiel bei Galtelli auf dem Monte Tuttavista (von dem man einen tollen Blick auf die Berge und teilweise auch auf die Küste hat), dann im Supramonte marino (Wanderung von der Cala Fuili oberhalb der Küste bis zur Cala Luna im Supramonte von einer Bucht zur nächsten, mit Steigungen, durch mehrere Täler und teils bewaldetes, bergiges Gebiet).
Südküste: Eine leichte Küstenwanderung findet sich bei Chia, vom dortigen Wehrturm in Richtung Osten über mehrere Strände, bis hinauf zum Capo Spartivento. Mehrere Wanderwege gibt es auch auf Cagliaris Hausberg Sella del Diavolo, die tolle Ausblicke auf die Stadt und den Poetto ermöglichen und hinunter zu weniger frequentierten Buchten wie der Cala Figuera führen. Auf der vorgelagerten Insel San Pietro im Südwesten gibt es entlang der westlichen Steilküste vom Leuchtturm am Capo Sandalo gut markierte und landschaftlich sehr reizvolle Pfade.
Westküste: Bei Alghero finden sich im Parco Conte und an der Punta Giglio ausgedehnte Wandergebiete durch den dortigen Wildpark. An der Costa Verde im Westen führt ein leichter, angenehm zu gehender Pfad auf den Monte Arcuentu. Im Südwesten ist neben den oben unter „Sehenswürdigkeiten“ erwähnten Touren auch ein Pfad der vom Strand Portixeddu ins Hinterland auf etwa 560 Meter, durch Dünen und einen Stecheichenwald, mit vielen grandiosen Ausblicken auf die Küste.
Wo kann ich gut im Norden von Sardinien wandern?
Ein Highlight ist im Nordwesten die autofreie Insel Asinara vor Stintino, auf der es mehrere gekennzeichnete Wanderwege gibt – zum Leuchtturm, auf den höchsten Punkt, die Punta della Scomunica, oder zum berühmt-berüchtigten ehemaligen Gefängnis für Schwerverbrecher. Ein Weg ist schöner als der andere, vor allem im Frühling, wenn es auf der Insel blüht und die dort lebenden, teils weißen Esel ihre Fohlen bekommen. Im Norden führt eine tolle Küstenwanderung durch die bizarre Felslandschaft an der Costa Paradiso, vom Strand Li Cossi Richtung Westen entlang der Küste bis hinauf auf den Monte Tinnari – und von dort hast du einen sagenhaften Blick über Sardiniens Norden. Der Monte Limbara ist eines der Top-Wandergebiete in der Gallura, dort gibt es mehrere Wanderwege, inklusive einer Rundtour um die höchsten Gipfel. Noch etwas weiter im Landesinneren führen schöne Wege durch Steineichenwälder (z. B. bei Alà dei Sardi). Ein ganz tolles und einfaches Wandergebiet mit mehreren Wegen, die quasi alle in irgendeine Traumbucht führen, findest du auf der Insel Caprera im Naturschutzgebiet Arcipelago di La Maddalena. Top zum Wandern ist auch das Capo Figari, ein vorgelagertes Kap bei Golfo Aranci mit gut ausgeschilderten Trekkingpfaden ab Cala Moresca. Oben befindet sich ein alter Leuchtturm mit Funkstation; von dort hast du einen tollen Blick auf die gegenüberliegende Insel Tavolara.